Die Entstehung der Bahnhöfe stellen eine bemerkenswerte Dokumentation der Entwicklung der Technik dar, und repräsentieren Kulturgeschichte und Entwicklung unserer Gesellschaft insgesamt. In den ersten Jahrzehnten seit der Erfindung der Eisenbahn standen sie noch am Rande der Städte - durch die Industrialisierung und den damit verbundenen steigenden Wohnungsbedarf welcher sich um die Bahnhöfe herum entwickelte wurden sie wichtige Teile der Stadtkerne. Die Furcht vor Ruß und Rauch wich der Erkenntnis, dass die Mobilität der Menschen und die wirtschaftliche Entwicklung einer Region maßgeblich von der Eisenbahn bestimmt wurden.
Mit dem Straßenverkehr verloren die Bahnhöfe erheblich an Bedeutung. Diese Entwicklung und die Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg, förderten den Niedergang der Bahnhofskultur. Die Bahnhofskultur wurde vom Bahnhofsmilieu abgelöst - und so entstand das heutige, oft trostlose Erscheinungsbild unserer Bahnhöfe und deren Umfeld.
Umweltbewusstsein, finanzielle Zwänge und die wachsenden internationalen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen sind die Gründe welche heute zu einer Renaissance der Bahnhöfe führen. Das Bahnhofsmilieu muss wieder durch Bahnhofskultur abgelöst werden. Bahnhöfe und insbesondere deren Vorplätze müssen wieder Zentrum des Stadtlebens, Aushängeschild für die Besucher der Stadt und attraktiv für die Kunden der Bahn werden.
Revitalisierung der Flächen Verkehrsführung und ruhender Verkehr städtebauliches Konzept:
Der Bahnhof ist ca 200m lang, was im Prinzip nichts Schlimmes ist, jedoch liegt die Problematik der Revitalisierung der Gebäudeflächen in der bereits realisierten Südkopferschliessung. Der Kundenstrom ( die aktuellen Zahlen der DB belaufen sich auf ca 16.000 Kunden / Tag) wird durch diese Südkopferschliessung nicht auf natürliche Weise an den potentiellen Nutzflächen vorbeigeführt.
(Zur Info: Die DB hatte bereits 1995 eine Studie anfertigen lassen, welche zu dem Schluss kam: „ Sollte die Mittelunterführung nicht kommen, so ist das (damals) vorgestellte Konzept funktional und marktseitig nicht tragfähig!)
Die Hauptaufgabe besteht also darin, eine Lösung zu entwickeln, welche unter Berücksichtigung der Südkopferschliessung eine Revitalisierung der gesamten Flächen, welche sich über eine Länge von 200 m erschließen, ermöglicht. Dies kann nur gelingen, wenn die Flächen den heutigen Ansprüchen an Einzelhandels, Gewerbe - und Freizeitflächen entsprechen und darüber hinaus ein attraktiver städtischer (Bahnhofs) Platz entstehen wird. Insbesondere die Attraktivität des Bahnhofvorplatzes hinsichtlich der Gestaltung und auch der Qualität der angebotenen Produkte und Dienstleistungen der Pächter ist von entscheidender Bedeutung. Die immensen Flächen des Offenburger Bahnhofs können aufgrund der oben erwähnten Südkopferschliessung definitiv nicht von der typischen, bahnhofsrelevanten Kundenfrequenz revitalisiert werden. Der Offenburger Bahnhof muss sich zu einem städtischen Platz entwickeln, welcher von den Bürgern der Stadt gleichermaßen angenommen wird.
Wie die meisten historischen Bahnhöfe, stammt der Offenburger Bahnhof aus einer Zeit, in welcher bahnspezifische Nutzungen eine Auslastung der Flächen sicherstellte. Aus diesem Grund war eine Öffnung der Flächen zur Stadt nicht nötig. Eine Revitalisierung der Flächen bedingt eine Öffnung der Flächen nach außen (siehe Bahnhof Kehl). In meinen Plänen sehen Sie die entsprechende Lösung - welche im Übrigen bereits mit dem Denkmalamt abgestimmt wurde.
Ebenso muss die Erschließung dieser Flächen optimiert werden, d.h. die Erschließungsfläche muss auf das Niveau der Nutzflächen gebracht werden (siehe Kehl - Bahnhofsplatzniveau ist identisch mit Nutzflächenniveau). In der Bahnhofsplatzperspektive sehen Sie die Lösung in Form eines Vorplatzes, welcher sich über nahezu den gesamten Bahnhofsbereich erstreckt und damit den Nutzflächen die nötige Attraktivität verleiht. Gleichzeitig entsteht hierdurch städtisches Leben.
Gemeinsam mit dem von mir beauftragten Verkehrs- und Stadtplanungsbüro BPI aus Freiburg sowie dem Stadtplanungsamt Offenburg wurde die vorliegende Gesamtlösung "Bahnhofsplatz Offenburg" konzipiert.
Diese sieht vor, die gesamte Fläche zwischen Bahnhof und dem gegenüberliegenden Gebäude neu zu ordnen, um somit einen, zum heutigen Zeitpunkt nicht vorhandenen, Bahnhofsplatz zu entwickeln. In der Perspektive und im Grundriss sehen Sie die wesentlichen Elemente dieser Maßnahmen - im Einzelnen sind dies:
Drei Stufen über die gesamte Länge des angehobenen Bereiches - diese sind eine großzügige Geste, und bilden einen harmonischen Übergang zur Verkehrsebene.
Nach den Stufen schließt sich der Fahrradweg und danach die Fahrbahn an ( wie bereits heute) - lediglich mit dem Unterschied, dass diese, wie der gesamte Bahnhofsvorplatzbereich, anstelle eines Asphaltbelages mit einem Pflasterbelag ausgeführt werden soll.
Ganz besonders wichtig ist der Wegfall des Parkstreifens entlang des Bahnhofes. In der Perspektive ist sehr schön zu sehen wie durch diese Maßnahme der Bahnhofsplatz entsteht und das sehr schöne Bahnhofsgebäude in Erscheinung tritt. Dies wiederum ist nur möglich, wenn die wegfallenden Parkplätze ersetzt werden können. Bereits die heutige Parksituation im Bereich Bahnhof ist schon unbefriedigend und so habe ich mich mit der Bahn über den zusätzlichen Kauf des am Nordkopf des Bahnhofes befindlichen Park and Ride Parkplatzes verständigt. Meine Planung sieht vor dort zeitgleich mit der Renovierung des Bahnhofes ein Parkhaus zu errichten, welches in der ersten Stufe 94 neue Parkplätze vorsieht (vorhanden sind aktuell 96 Parkplätze) und um weitere 210 Parkplätze aufgestockt werden kann. Die vorhandenen Fahrradabstellplätze am Hausbahnsteig bleiben erhalten - lediglich die Fahrradboxen im heutigen Nordhof werden im Anschluss an die Fahrradabstellplätze im Norden des Gebäudes verlagert.
Die oben genannten Überlegungen haben auch dazu geführt, dass die DB mit meinem Vorschlag die Schalterhalle am jetzigen Ort zu belassen übereinstimmt. Diese Halle war und ist meines Erachtens das Zentrum und das Herz des Bahnhofes. Sie wird völlig neu im Corporate Design der DB gestaltet. Sie wird keine Durchgangshalle mehr sein sondern ein Ort an dem ein Bahnkunde sich anspruchsvoll beraten lassen kann. Rechts und links der Schalterhalle ist jeweils ein Foyer vorgesehen, welches den Bahnhofsvorplatz mit dem Bahnsteig verbindet und den Bahnkunden den Zugang zur Nord - bzw. Südunterführung ermöglicht.
Die weiteren Flächen im Erdgeschoss werden im wesentlichen analog der Flächen im Kehler Bahnhof belegt, d.h. es werden über die typischen für den Bahnkunden relevante Produkte hinaus Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit realisiert.