Man kann schon verstehen, wenn Investor Jürgen Grossmann verärgert ist. Er hat viel Zeit und Energie in das Projekt Offenburger Bahnhof gesteckt. In schwierigen Verhandlungen hat er erreicht, dass Bahnchef Mehdorn (»Einen ICE-Bahnhof verkauft man nicht!«) sein anfängliches Veto aufgehoben und grünes Licht für die Veräußerung des Bahnhofs gegeben hat. Er hat somit den Weg für das Projekt geebnet. Dass jetzt auf der Zielgeraden, als die Verträge mit der Bahn so gut wie unterschrieben waren, mit der zwei Jahre in der Versenkung verschwundenen Lehmann-Variante ein Konkurrenz-Modell aufgetaucht ist, ist für Grossmann eine höchst unbefriedigende Situation. Für die Stadt ist es hingegen ein glücklicher Umstand. Sie hat durch den Lehmann’schen Vorstoß das Heft des Handelns wieder zurückgewonnen. Man kann sich anhand der ungewöhnlichen Chronologie allerdings des Eindrucks nicht erwehren, dass im Technischen Rathaus Stadtplanung nach dem Zufallsprinzip betrieben wird. Gespannt sein dürfen die Offenburger auch, welcher Investor die zugegebenermaßen sehr reizvollen Lehmann’schen Luxuspläne finanziert – die Antwort hierzu steht noch aus.